Iaido-Wochenende vom 02. bis 07. November in Tarnowitz/Polen

In diesem Jahr veranstaltete der Renshinkan Wrocław (Breslau) und AZS Gliwice (Gleiwitz) am 3. November ihren ersten gemeinsamen Iaido-Lehrgang. Zu diesem Anlass ließ es sich Günther Uttendorfer vom befreundeten Fudoshinkan Tarnowskie Góry (Tarnowitz) nicht nehmen, uns dazu einzuladen. Wir hatten bereits im Sommer während des Bundeslehrgangs II des DiaiB in Berlin über ein mögliches Treffen in Polen gesprochen. Nun sollte es also in die Tat umgesetzt werden. Leider war es durch unterschiedliche Umstände nicht jedem Iaidoka aus Wilhelmshaven möglich, kurzfristig dieser spontanen Einladung nachzukommen. Somit fuhr ich also alleine in unser Nachbarland.

Nach meiner Ankunft am späten Abend wurde ich sehr herzlich von meinen beiden Gastgebern Ineza und Günther begrüßt. Da mich die Strecke von etwa 1000 km aber recht müde gemacht hatte, bezog ich zeitnah meine kleine Ferienwohnung und schlief in kürzester Zeit ein.

 

Der Lehrgang am Samstag startete um 10 Uhr in der Sporthalle der Universität Gleiwitz und wurde thematisch in zwei Hälften unterteilt. Geleitet wurde er von Magdalena Bidzińska (5. Dan Iaido), Piotr Bidziński (5. Dan Iaido) und Mirella Stern (5. Dan Iaido). Bis zur Mittagspause wurde Zenkenren Iai geübt. Anschließend stand Koryu Iai im Mittelpunkt, wobei speziell Katas aus der Shoden Ryu beleuchtet wurden. Da insgesamt nur etwa 15 Iaidoka an diesem Lehrgang teilgenommen hatten, konnten sich die drei Sensei sehr intensiv um jeden einzelnen kümmern, was natürlich allen zugute kam. Interessant war die Tatsache, dass jede Übung vor Beginn fast immer nacheinander von allen drei Sensei in ihrer Art beschrieben wurde, wobei jeder der drei einen anderen Schwerpunkt bei seiner Beschreibung hatte und sie sich dadurch optimal ergänzten.

Zum Abschluss legten noch zwei weibliche Iaidoka ihre Prüfung zum 5. bzw. 1. Kyu ab, die sie souverän bestanden hatten.

Nach Beendigung des Lehrgangs trafen sich die meisten Teilnehmer noch kurzentschlossen in der Stadt, um gemeinsam bei leckerem Essen und Getränken und interessanten Gesprächen eine gute Zeit zu haben.

 

Den „Iaido-freien“ Sonntag nutzen meine beiden Gastgeber, um mir einen Teil ihrer Heimat zu zeigen. Wir besichtigten unter anderem ein stillgelegtes Steinkohle-Bergwerk, welches in ein Museum umgewandelt wurde. Da diese Region Polens vom Bergbau ähnlich geprägt ist wie das Ruhrgebiet, sind entsprechende Spuren überall sichtbar.

Am Montag besuchten wir einen Buchenwald, dessen Bäume durch ihre Größe und Form wirklich beeindruckend waren. Viele davon waren sogar zum Naturdenkmal erklärt worden. Auf dem Weg dorthin gingen wir auch einen kleines Stück über einen der offiziellen Jakobswege, welcher durch den Ort führt. Pilgern leicht gemacht!

 

Nach einigen weiteren interessanten Stationen stand der Abend wieder ganz im Zeichen des Iaidos. Der AZS Gliwice hatte seinen wöchentlichen Trainingstag, an dem ich natürlich teilnahm! Das Training wurde von Magdalena und Piotr geführt, die ich bereits am Samstag auf dem Lehrgang als Sensei kennengelernt hatte. In der ersten Stunde wurden zunächst viele Basics und anschließend Soete Tzuki intensiv geübt. Die zweite Stunde wurde für ein freies Training genutzt. Jeder nutzte die Zeit, sein Iai durch gute Tipps und Korrekturen der beiden Sensei zu verbessern, die mit aufmerksamen Blicken durch die Reihen gingen und geduldig jede Frage beantworteten.

Nach dem Training verabschiedeten sich alle Teilnehmer noch von den beiden Sensei und wünschten ihnen eine gute Reise, da diese für einige Wochen nach Japan flogen, um dort wie jedes Jahr von Furuichi Sensei in dessen Dojo unterwiesen zu werden.

 

Der Dienstag wurde nach dem Frühstück mit einer gemeinsamen Yoga-Session im örtlichen Schwimm- und Sportzentrum eröffnet. Neben Beweglichkeit und einer kontrollierten Atmung standen innere und äußere Balance im Mittelpunkt. Es gibt hierbei gewisse Parallelen zum Iaido, denn auch beim Yoga ist das Bewusstsein für den eigenen Körper und die Aufmerksamkeit und die persönliche Mitte ein wichtiger Bestandteil, wobei allerdings die für Iaido notwendige Körperspannung durch Entspannung des Körpers „ersetzt“ wird.

 

Beim abendlichen Training im Dojo Tarnowitz wurde mir dann die Ehre zuteil, dieses gemeinsam mit Günther zu leiten. Da an diesem Abend Neueinsteiger anwesend waren, die erst seit wenigen Wochen am Training teilgenommen hatten, teilten wir beide uns nach einigen Suburi-Übungen in zwei Gruppen auf, um diesen Neulingen Ukenagashi nahezubringen. Es war großartig, mit welcher Begeisterung alle dabei waren und wie man das Feuer in den Augen der Newbies erkennen konnte!

 

Leider verging die Zeit insgesamt viel zu schnell und am Mittwoch war der Moment gekommen, die Heimreise nach Wilhelmshaven anzutreten.

Wir verabschiedeten uns mit dem Beschluss, dieses gelungene Wochenende unbedingt zu wiederholen und bestenfalls mit einer größeren Gruppe aus Deutschland dabei zu sein, um so die Freundschaften zwischen den Dojos weiter zu festigen.

 

Zusammengefasst war es ein Iaido-Wochenende, das durch intensives Training, spannende neue Eindrücke, tollen Leuten und wunderbaren Gastgebern geprägt war. Ich werde gerne wiederkommen! Und wer weiß, vielleicht bekommen wir in Wilhelmshaven auch mal Besuch aus Polen, was uns natürlich ganz besonders freuen würde!

 

Heiko Wagner

Bilder zu dieser Veranstaltung und noch vielen weiteren findest Du hier.